Nachdem wir auch das „Einparken“ des vollen Beutels in den Bin beherrschten wurden wir auf die wichtigen Bäume losgelassen. Der erste Tag war ganz schön schweisstreibend. Man musste darauf achten, dass man ja keine Äpfel vom Baum knockt, bloß keine Äste umknickt, nicht mit den Rädern die Bäume in der nächsten Reihe über den Haufen fährt, den Sack richtig befüllt und so weiter. Rob behielt uns ständig im Auge, was die Sache nicht gerade leichter machte. Zuerst ging die Bodencrew durch und pflückte alles erreichbare, danach wurden wir auf den Squirrels durchgeschickt und ernteten den Rest. Insgesamt waren vier Cherrypicker im Einsatz: Rob, Jan, ich und ein Franzose. Dieser wurde aber nach kurzer Zeit ersetzt, da er es unter anderem gleich zwei Mal fertig gebracht hatte, sich selbst mit dem Vorderrad über die Kordel des Erntebeutels zu fahren und diese abzureissen.
Der Squirrel war somit vorerst unbrauchbar und Rob kochte vor Wut. „What the fuck are ou doing!!“, hörte ich ihn durch die Reihe brüllen. Da ich gerade zwei Äpfel ausgeknockt hatte, befürchtete ich zuerst er meinte mich, doch als ich den Franzosen erneut mit der gelben Schnur in der Hand sah, wich der Schrecken einem Schmunzeln. Nachdem er die darauffolgenden Tage noch in zwei Bäume gefahren und einen vollen Beutel Äpfel im Gras entleert hatte, wurde er still und leise in die Bodencrew versetzt. Sein Platz wurde von Tom eingenommen, einem Engländer, der bereits bei der ersten Ernte des Jahres im Squirrel arbeitete. Die erste Sorte, welche wir ernteten, waren Fujis - schöne saftig-große, dunkelrote Äpfel. Anderthalb Wochen später waren dann die Granny Smiths dran und zum Abschluss ging es an die Pink Ladys, bei denen wir damals das Blattwerk gelichtet hatten. Vor ein paar Wochen waren diese noch fast grün, doch mittlerweile haben alle eine schöne, gleichmäßig pinke Farbe angenommen.
Die aufwendige Blätterkosmetik hatte sich gelohnt - Sie sahen einfach zum reinbeissen aus!! Apropos reinbeissen, in den Pausen durften wir uns immer an den Bäumen bedienen. Es geht doch nichts über einen frischen Apfel direkt vom Baum. Die Fujis waren richtig lecker, die Pink Ladys genau so, die Grannys sind zwar auch ganz gut, aber eben sauer, so dass wir bereits nach kurzer Zeit „lange Zähne“ bekamen. Aber sie sind umsonst und bei den Apfelpreisen hier - Also rein damit! Das tolle daran war, dass man sich ohne Reue den schönsten und größten Apfel heraus zu suchen konnte. Wie uns Rob erzählte, sind die Großen, die wir besonders lieben, auf dem australischen Markt überhaupt nicht gefragt und werden aussortiert. Das erklärte so einiges, denn wir hatten uns schon bei unseren ersten Supermarktbesuchen über die Äpfelchen in Pfirsichgröße gewundert, bei denen man mehr Kerngehäuse, als Fruchtfleisch hat. Scheinbar liebt der Australier es aber so klein und kompakt, zumindest was die gesunden Lebensmittel betrifft.
Eigentlich schade, denn was gibt es schöneres als genüsslich in einen frischen, saftig-großen Apfel zu beissen!? Nun gut, einige von euch werden nun sicherlich das Wort "Apfel" durch "Steak" ersetzen, aber für einen Vegetarier bleibt es beim Apfel - wobei, Käsekuchen...nein lassen wir das! Neben den Früchten saßen auch zahlreiche Frösche in den Bäumen. Meist versteckten sie sich zwischen den Blättern direkt bei den Äpfeln, so dass uns des Öfteren etwas Grünes entgegensprang, wenn wir nach den Früchten griffen. Jeder Frosch hatte ein anderes Muster und unterschiedliche Farbabstufungen. Wir mochten die guten Helferlein der Apfelplantage. Sie waren einfach faszinierend und fühlten sich so schön glibbrig-kalt an, wenn man sie sich auf die Hand setzte. Zugegeben, ich unterhielt mich auch mit ihnen, fragte sie wohin des Weges und nahm sie ein kleines Stück mit, um sie am nächsten Baum wieder abzusetzen.
Jan amüsierte sich kopfschüttelnd über die imaginären Konversationen und spielte den Vermittler für neue "Fahrgäste". Allgemein war die Ernte eine lustige Zeit, in der wir auch öfters lauthals irgendwelche Lieder sangen, die uns gerade durch den Kopf schwirrten. Rob musste sich sicherlich auch einige Male an die Stirn gefasst haben, als er auf seinen zahlreichen, "heimlichen" Arbeitsüberwachungsrundgängen unterwegs war. Täglich schlich er durch die Plantage und/ oder befördete sich mit seinem Squirrel so weit nach oben, dass er mehrere Reihen überblicken konnte. Seine "Spoinage" war äußerst amüsant, denn meist sahen wir ihn schon von weitem. „Big Rob ist watching you!“, scherzten wir dann immer, wenn im Augenwinkel plötzlich eine völlig unscheinbare, knallgelbe Kabine, gaaanz langsam zwischen den Bäumen auftauchte. Das Anschleichen zu Fuß beherrschte er jedoch sehr gut. Nachdem ich ihn allerdings zweimal fast mit dem Squirrel überrollt und einem Apfel erschlagen hätte, sah er künftig von weiteren Anpirschmanövern aus dem Hintergund ab. Seit die Safternte abgeschlossen war, galt es minderwertige Äpfel einfach auf den Boden zu werfen und so kam es, dass wir einmal einen wahren Apfelregen veranstalteten, als in einer Reihe bald jeder zweite, schwarze Punkte hatte. Rob, der das Fallen eines Apfels kilometerweit hören konnte, kam selbstverständlich gleich angelaufen und begutachtete kritisch das Geschehen. „Alles klar?“, rief er uns in gebrochenem Deutsch zu. Wir hoben die Daumen und entgeneten ihm, dass ziemlich viele schlecht seien. Er hob ebenfalls den Daumen und schlenderte langsam wieder davon.
Allerdings nicht, ohne gaaaanz unauffällig die Äpfel auf dem Boden zu untersuchen, in der Hoffnung uns dabei zu ertappen wie wir gute Früchte ausgeknockt hatten. Zerknirscht musste er jedoch feststellen, dass alle Äpfel zurecht am Boden lagen. Zwischen dem Pflücken der einzelnen Apfelsorten lagen meist ein paar Tage Pause, denn selbstverständlich wurden sie erst dann gepflückt, wenn sie die nötige Reife besaßen. Dazu wurde ein Stärketest angewendet, bei dem Apfelproben halbiert und mit einer Jodlösung besprüht werden. Färbt sich daraufhin die Mehrzahl der Äpfel gleichmäßig schwarz, war es an der Zeit sie zu ernten.Wir nutzten die Pausen, um in die größeren Städte Perth, Bunbury und Busselton zu fahren und uns dort nach einem neuen Auto umzusehen. Da Bruce zunehmend Probleme machte, entschieden wir nach einem erneuten Werkstattbesuch und einem Kostenvoranschlag von über $3000, uns doch lieber vorzeitig von ihm zu trennen.
Weil Bruce ab und an nicht nicht mehr anspringen wollte, mussten wir immer an einem Hang parken (Jumpstart), um sicher zu gehen am nächsten Morgen auch zur Arbeit zu kommen. Da der einzige, geeignete Hang allerdings die Hauptstraße von Pemberton darstellte, blieb uns nichts anderes übrig als diese zu unserem „Schlafzimmer“ zu machen. Was auch mehrere Wochen gut ging, bis zu einem Freitag, als wir nach getaner Arbeit gerade auf dem Weg zurück nach Pemberton waren und uns ein Polizeiauto entgegen kam. Jan sah im Rückspiegel wie es drehte, die Warnlichter anschaltete und uns hinterher fuhr. Brav warteten wir im Auto bis der Officer an unser Fenster trat. „Are you sleeping in the Mainstreet?“, fragte er mit strenger Miene. Wir erzählten ihm von unserem Startproblem und gaben zu EINMAL im Van geschlafen zu haben. Die restliche Zeit hätten wir im Hostel verbracht, flunkerten wir weiter, in der Hoffnung er würde es nicht überprüfen. Er wies uns daraufhin, dass man nicht innerhalb der Stadt stehen darf beziehungsweise mindestens zwölf Kilometer entfernt von einem Campingplatz sein muss, um wild campen zu dürfen und es $1000 Strafe kostet, wenn man dabei wiederholt erwischt werden würde. Wir nickten reumütig. Während er Führerschein und Fahrzeugpapiere überprüfte, fragte er Jan, ob dieser etwas getrunken hätte.
Da Freitag war, musste er aufgrund Robs Wochenendbierchen, das leider auch noch bejahen. Der Officer packte die Röhrchen aus und Jan musste pusten. „All Right, have a nice day!“, sagte er nach einem kurzen Blick auf die Anzeige. Uns fiel ein Stein vom Herzen! Zum Glück ist das australische Bier mehr Wasser wie Alkohol und bezüglich des Campens blieb es bei der Verwarnung, so dass wir uns ungeschoren vom Acker machen durften. Nun hieß es für uns jedoch, sich auf die Suche nach einem neuen Schlafplatz in Hanglage, außerhalb der Stadt zu machen. Da jetzt aber erst einmal Wochenende war, statteten wir zuerst einem kleinen Garagenflohmarkt einen Besuch ab. Wir unterhielten uns kurz mit den Hausbesitzern, einem älteren Ehepärchen, welche uns fragten, wo wir herkommen, was wir machen, etc..
Es gab nicht wirklich etwas Brauchbares für uns, also warfen wir noch einen kurzen Blick in den tollen Campingwagen, der ebenfalls für schlappe $25.000 zum Verkauf stand und verabschiedeten uns anschließend, um im Park an der kostenlosen BBQ-Stelle unser Abendessen zuzubereiten. Gerade als wir aufgetischt hatten, hörten wir eine Stimme rufen. Es war Berny, der Mann vom Garagenflohmarkt, der uns einen Guten Appetit wünschte und uns fragte wo wir heute Nacht denn schlafen würden. Was dann folgte überstieg unsere Vorstellungskraft. Er bot uns an in ihrem Wohnwagen schlafen zu dürfen. Mit den Worten „Kommt einfach vorbei und macht es euch gemütlich“, verabschiedete er sich wieder und fuhr davon. Wirklich? Wir konnten es kaum glauben. Selbst als wir bereits im wohlig warmen, luxuriösen Doppelbett des Wohnwagens lagen, schüttelten wir immer noch verdutzt die Köpfe. Wie kann das sein? Ist da irgendwo ein Haken? Aber es gab keinen, wir lernten nur einmal mehr die unglaubliche Gastfreundschaft der Australier kennen. Berny und Geri-Ann wohnten in einem sehr schönen Holzhaus in Hanglage, mit großem Garten und extra angebautem, riesigen Hobbyraum. Dort gab es alles was das Herz begehrte. Billardtisch, Bücherecke, Filmsammlung, Fernseher, Sofalandschaft - Man hätte Tage darin verbringen können! Berny legte uns nahe den Raum zu benutzen wann immer wir wollten, doch unsere Pläne das Angebot ausgiebig in Anspruch zu nehmen, fielen aufgrund der Müdigkeit dann doch etwas bescheidener aus als geplant. Für die Nacht ließ man uns die Hintertür der Veranda offen, damit wir jederzeit Zugang zum Bad hatten. Wir wussten gar nicht, wie wir ihnen danken sollten und entschlossen den beiden zumindest eine Flasche Wein sowie eine Pflanze für ihren Garten zu schenken. Bei einem anschließenden, gemütlichen Schwätzchen wurde die Kennenlernrunde nachgeholt.
Wir erfuhren, dass die beiden früher im Besitz eines Sägewerkes waren und das ganze Haus mit Material aus diesem erbaut wurde. Es stellte sich auch heraus, dass sie alte Klassenkameraden von Rob und Cheryl waren und Berny hin und wieder auch auf deren Plantage aushilft. Sie boten uns an noch drei weitere Tage den Wohnwagen nutzen zu dürfen, bis ihre fünf Kinder an Ostern zu Besuch kamen. Auch zum dortigen Familientreffen wurden wir eingeladen, doch wir wollten ihnen nicht zu sehr auf die Pelle rücken. Bevor wir uns verabschiedeten, offerierten sie uns noch die Möglichkeit, gegen einen kleinen Wasser- und Stromobulus, in eines der Zimmer im Haus zu ziehen, falls es uns im Van zu kalt werden sollte. Da es nun tatsächlich immer kälter wurde, beschlossen wir nach kurzer Überlegung, den Luxus eines warmen Zimmers zu genießen und das Angebot anzunehmen.
Wir hatten freie Auswahl zwischen zwei ehemaligen Jugendzimmer ihrer Kinder, die über einen separaten Eingang im Garten verfügten. Sie richteten uns einen eigenen Kühlschrank im Spielzimmer ein und polierten ihren riesigen BBQ auf Hochglanz, den wir zum kochen nutzen durften. Auch Cheryl hatte von unserer Begegnung mit Polizei mitbekommen und sich bereits parallel, bei ihren Eltern, um einen Platz für uns bemüht, welchen sie uns am nächsten Arbeitstag anbot. Wir bedankten uns ganz herzlich für die Mühe und erzählten ihr von der zufälligen Bekanntschaft mit Berny & Geri-Ann. Rob bot uns trotzdem weiterhin die Dusche im Shed an, auf die wir an warmen Tagen auch gerne zurück griffen. Irgendwie fühlten wir uns nicht so wohl dabei, die privaten Bäder anderer zu benutzen, auch wenn das von Berny eine wahre Wohlfühloase war. Es verfügte sogar über eine spezielle Wärmelampe in der Decke, die dafür sorgte dass es wohlig warm war, wenn man aus der Dusche stieg - eine tolle Erfindung! Wir genossen die Zeit bei den beiden sehr. Die Abende auf der großen Holzveranda, als wir in gemütlicher Runde vor dem offenen Holzofen saßen und Marshmallows an Stöcken über dem Feuer grillten, werden uns noch lange Zeit in Erinnerung bleiben. Dennoch entschieden wir uns nach einer Woche, wieder in den Camper zurück zu kehren. Wir taten uns schwer es Berny und Geri-Ann mitzuteilen, doch nach den ersten Autobesichtigungen war klar, dass wir soviel wie möglich ansparen müssen, um ein halbwegs gutes Auto kaufen zu können. Alle "günstigen“ Autos der besseren Klasse, wir sprechen hier von 9.000 - $10.000, entpuppten sich bei der Besichtigung leider alles andere als in einer „good Condition“ und davon wollten wir diesmal endgültig die Finger lassen. Da gab es zum Beispiel einen Mercedes Sprinter, der von aussen einen super Eindruck machte, man im inneren jedoch von natürlichen Sonnenlicht profitieren konnte, weil das Dach an mehreren Stellen durchgerostet war. Oder aber der Van einer Privatschule, mit nur 53000km. Diesmal innen absolute Spitze, dafür aber aussen voller Schrammen und Dellen, einem Seitenfenster das mit Tape geklebt wurde, Haarrisse in der Windschutzscheibe und beim Beschleunigen kam einem das Handschuhfach entgegen.
Es musste also dringend noch etwas Geld her, um sorgenfrei unsere Umrundung starten zu können. Deshalb fassten wir den Entschluss, über die Pruning Saison noch in Pemberton zu bleiben - es stellte sich nur noch die Frage: per Stunde auf Picardy oder per Contract auf verschiedenen Farmen. Wenn man flink war, konnte man bei Letzterem richtig gutes Geld verdienen, weshalb wir um so mehr hin- und hergerissen waren. Auf der einen Seite stand Picardy, die uns so herzlich aufgenommen haben und auf der anderen lockte das schnelle Geld. Wir beschlossen nochmals mit Dan unsere letzten Fragen zu klären und uns dann zu entscheiden. Die Arbeit auf der Apfelplantage lief mittlerweile auf Hochtouren - Pflücken, Pfücken, Pfücken! Wir Leute auf den Cherrypickern hatten dabei gut lachen. Nicht nur weil wir keine schweren Beutel vor uns herschleppen mussten, sondern vor allem da wir ab und an die Kontrolle über die Maschinen verloren, wenn es gegen Nachmittag schwieriger wurde die Konzentration aufrecht zu erhalten. Das war die Geburtsstunde des ungewollten, aber legendär-komischen "Squirreldance“.
Das sah dann so aus, dass der Squirrel unkontrolliert, mit abrupten, schnellen Richtungswechseln durch die Gegend fuhr, während man oben durch die Kabine katapultiert wurde und verzweifelt versuchte den Unfug zu stoppen. Wir haben Tränen gelacht!!! In der Zwischenzeit halfen Neville & Bèryl, zwei Freunde von Cheryl und Rob, ebenfalls bei der Ernte mit. Neville löste Rob im Cherrypicker ab, während Bèryl und Rob nun in den Traktoren durch die Gegend fuhren und die Organisation der Apfelkisten übernahmen. Jeder Traktor verfügte über eine Art Gabelstapler, mit dem man die Kisten leicht aufnehmen und neu positionieren konnte, so dass wir zum Entleeren der Cherrypicker so wenig Wegstrecke wie möglich zurücklegen mussten. Die Gruppen am Boden hatten ihren eigenen Traktor, samt Anhänger und drei Kisten, den sie stets mit sich führten. Zu unserer Freude trafen wir auch Berny wieder, der den beiden beim Ausbau des Farmhauses half und wenn Not am Mann war, auch die Bodencrew unterstützte. Nach unserem Auszug bei den Zweien, bot uns Rob an mit unserem Van auf der Farm zu schlafen. So konnten wir seither auch noch das Spritgeld sparen und durften den Aufenthaltsraum im Shed sogar zum wohnen nutzen. Das Farmleben war herrlich! Mit Farmkater Tom, der jeden Abend zum schmusen kam, machten wir es uns nach der Arbeit im Shed gemütlich, kochten uns was leckeres, schauten einen Film und gingen anschließend in Bruce, der direkt hinter dem Shed stand, schlafen. Man hätte es schon fast als Alltag bezeichnen können - FAST! Eines Abends, ich kam gerade vom joggen zurück und holte aus Bruce mein Duschzeug, während Jan mit zwei Toasts im Shed verschwand - KABOOOM - ein riesiger Knall! Ich rannte um den Shed, da ich befürchtete Jan hätte sich womöglich mit dem Toaster in die Luft gejagt, doch in dem Moment, als ich um die Ecke bog, wusste ich was es war. Rob verbrannte den Hausmüll in einem alten Metallfass und hatte dabei auch unseren Müll, den Jan zuvor eigentlich noch extra fein säuberlich getrennt hatte, mit rein geschmissen. Tja und da war auch eine gebrauchte Gaskartusche unseres Campingkochers dabei, die gerade wieder vom Himmel fiel und Rob vor die Füße rollte, der soeben aus dem Shed angerannt kam. „Bloody hell, what happened!?“, fluchte er und hob die zerfetzte Kartusche auf. Neville und ein Bauarbeiter kamen ebenfalls herbei geeilt, um nach dem Rechten zu sehen.
Jan war mittlerweile auch eingetroffen und erzählte Rob, dass die wohl von uns ist, aber wir eigentlich den Müll zuvor extra getrennt hatten. Rob entgegnete, dass er einfach alles reingeworfen hat und fragte lachend, ob wir das auch gesehen hätten: „That bloody thing blown up over 30 meters high!“ Nun da alles geklärt und niemand verletzt war, standen wir alle da und konnten uns vor lachen nicht mehr halten. Nach unserem australischen Knoff-Hoff Abenteuer wissen wir nun alle, was passiert, wenn man Behälter die unter Druck stehen, entgegen aller Warnhinweise, über 50 Grad erhitzt. Am nächsten Morgen bei der Tagesbesprechung wich Rob einen Schritt von Jan zurück und meinte schmunzelnd: „Ich bin mir nicht sicher ob wir ihn hier weiterhin arbeiten lassen sollen, er hat gestern versucht uns in die Luft zu jagen.“ Die Arbeit nahm, allen Befürchtungen Robs, jedoch ein weniger explosives Ende. Nach viereinhalb Wochen war alles vorbei und bei einem Abschiedsbier auf der Veranda ließen alle die Zeit nochmals Revue passieren. Man konnte merken, dass Rob und Cheryl eine riesige Last von den Schultern fiel. Sie erkundigten sich, wo es die einzelnen Backpacker nun hin verschlägt und reichten stolz Babyfotos ihrer Enkel herum. Beim betrachten der Bilder äußerte eine Französin, dass das Baby ja riesig sei, woraufhin Rob in typisch französischem Akzent entgegnete: „I think she got a sore pussy!“ Der Französin fielen fast die Augen aus dem Kopf, während wir uns köstlich amüsierten. Robs Humor war für manche vielleicht etwas zu vulgär, aber wir für unseren Teil, werden ihn jedenfalls sehr vermissen.
Sincerely, the „Bloody Germans“
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