Bereits als wir das erste mal nach Pemberton kamen, fiel uns dieses Weingut auf. Es hebte sich durch Eleganz und Individualitat von den anderen Weingütern der Umgebung ab und sah sehr gepflegt und edel aus. Genau das waren die Gründe, weshalb ich regelrecht besessen davon war, dort arbeiten zu wollen. Ich machte Luftsprünge, als wir auf der Arbeitsliste der kommenden Woche, dort zur Weinernte eingetragen waren. Das einzige Problem an der ganzen Sache war, dass wir das Hostel aus mehreren Gründen, eigentlich bereits am Wochenende verlassen wollten. Deshalb haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, um trotz Auszug dort arbeiten zu können. Wir sind mehrmals persönlich vorbei gefahren, haben angerufen, den Anrufbeantworter vollgequatscht und uns durch andere Farmer empfehlen lassen. Es war nichts zu machen - Ohne die "Mafia" gab es kein reinkommen.
Also freundete ich mich mit dem Gedanken an, wohl oder übel noch länger in dem Loch bleiben zu müssen, was Jan allerdings ganz und gar nicht wollte. Er mochte Troy überhaupt nicht und wäre am liebsten schon gestern als heute ausgezogen. Es hat mich ziemlich viel Überredungskunst gekostet ihn umzustimmen, besonders als die Ernte, aufgrund schlechten Wetters, nochmals um eine Woche nach hinten verschoben wurde. Nachdem ich ihm einige Vorteile des Bleibens nahegelegt hatte, wie beispielsweise die Chance, es als Sprungbrett für unseren Hostelauszug nutzen zu können, willigte er unter Murren ein, sich vorerst weiterhin mit Troy abgeben zu müssen. Am 05. März, um 05:20 Uhr morgens, war es dann endlich soweit. Als Erste tuckerten wir in der Morgendämmerung durch das große Eingangstor. Kurz dahinter war bereits alles für die bevorstehende Ernte vorbereitet und so konnte es auch gleich losgehen.
Dan, John und Vic stellten sich uns vor und reichten uns die obligatorische Liste. Dan ist der Besitzer des Weingutes. Er hat es von seinem Vater Bill übernommen, der ebenfalls mit seiner Frau Sandra anwesend war und mithalf. Neben den beiden Festangestellten John und Vic, gab es noch Scott, genannt Scotti. Er war mitte vierzig, studierte in Melbourne Weinwissenschaften und lernte bei Picardy gerade den praktischen Teil des Weinanbaus und der Herstellung. Nachdem wir uns eingetragen hatten, durften wir uns eine geeignete Schere aussuchen und bekamen unsere Nummern ausgehändigt. Um diese nicht ständig von dem Draht pfriemeln zu müssen, stopfte ich mir vorab die Hosentaschen damit voll. Dann war es soweit - "Number one" und "Number two", bis dato noch unbekannt, starteten ihre "Karriere". Man merkte gleich den Unterschied zu den anderen Weingütern, denn die Reben waren top gepflegt und kein einziges, schlechtes Traubenbündel war zu finden. So konnten wir uns ganz auf das Pflücken konzentrien und die Kröbe füllten sich rasend schnell. Eigentlich ein Traum, doch wie das mit Träumen so ist, wird man meist unsanft wieder geweckt. Die Reben waren im französischen Stil angelegt und somit um einiges niedriger, als bei den anderen Weingütern.
Deshalb machten sich Rücken und Knie bereits nach kurzer Zeit das erste Mal bemerkbar und schafften es im Laufe der Woche, die anfängliche Traubenfreude zu einem wahren Albtraum zu machen. Dan und Bill hatten zwar Klappstühle zur Verfügung gestellt, aber aufgrund unseres schnellen Tempos waren diese für uns eher hinderlich, wie hilfreich. Nach dem zweiten Erntetag, beschlossen wir ein paar Dollar in Knieschoner zu investieren, da Jans operiertes Knie schmerzte und ich mir meines aufgeschrammt hatte. Trotz der Umstände, schienen wir doch ein recht gutes Tempo vorgelegt zu haben, denn nach bekanntwerden der ersten Arbeitsleistungen, war das Staunen groß. So hatte ich ganze 71 Körbe gepflückt, Jan 56 und der Nächste siedelte sich erst um die 40 an. Ok, verständlich - da staunten sogar wir. Der krasse Unterschied sorgte natürlich für Skepsis bei allen Beteiligten, weshalb wir in den nächsten Tagen Malcom, einen Freund der Familie, stets an unserer Seite hatten.
Er behielt uns genau im Auge und beobachtete jeden Schritt von uns. Natürlich verstanden wir diese Maßnahme, da es immer wieder Backpacker gibt, die versuchen zu betrügen, indem sie beispielsweise ihre Nummern auf die Körbe der anderen legen. Bei uns mussten sie aber feststellen, dass Nr. 1 and Nr. 2 tatsächlich so flink waren, wie es auf dem Papier stand. Zugegeben, es war wirklich kein Zuckerschlecken stetig in diesem Tempo zu arbeiten und es wurde auch immer mühsamer, je weiter die Woche voranschritt. Doch wir waren hier um zu arbeiten und es war gutes Geld, in kurzer Zeit und so bissen wir uns durch. Um noch mehr Körbe füllen zu können, sprinteten wir die kurzen Strecken bis zum nächsten Abschnitt - Ja, wir waren schon etwas speziell. Die Reaktionen der anderen Backpacker waren gemischt. Manche meinten, wir seinen verrückt, zeigten uns den Vogel oder äfften uns nach. Der Großteil aber freute sich mit uns und machten sich einen Spaß daraus, es jeden Tag aufs Neue mit uns aufzunehmen. Immer nach Ernteschluss, während wir auf die Ergebnisse warteten, wurde ein Bollerwagen mit eisgekühltem Bier gebracht, an dem sich jeder bedienen konnte. Mir allerdings, war mehr nach Tigerbalm und Wärmesalbe, mit denen wir uns allabendlich einschmierten was das Zeug hielt.
Nachdem Jan es damals bei der Ernte auf "Pemberly" fertig gebracht hatte, sich dreimal in den selben Finger zu schneiden, durfte auch ich mich nach dem fünften Erntetag, in die Riege der Selbstverletzungen einreihen. Ich unterhielt mich gerade mit Bill, als ich mich ziemlich böse in den linken Mittelfinger schnitt. Verflucht!! Jeder der mich kennt, weiss dass ich mit Tieren absolut kein Problem habe, aber bei Menschenblut ist Sense, schon zweimal wenn es sich um das eigene handelt! Bill lief los um Pflaster zu holen, während ich meine Hand hinter den Rücken legte, um bloss kein Blut zu sehen. Um mich nicht zu sehr auf die Verletzung zu konzentrieren, schnipselte ich mich alà Zorro weiter durch die Reben, bis Bill wieder zurück kam. „Gib deinen Finger“, sagte er. „Oh....Ähm,...könntest du kurz deine Hand an der Hose abwischen, sonst hält das Pflaster nicht!“, fuhr er fort. Was meint er denn bitte damit? Ich warf einen Blick auf meine Hand. Uuaaaah, alles voll mit Blut! Zu meiner eigenen Verwunderung, bin ich aber ganz tapfer geblieben und Bill konnte den Finger, ohne den Einsatz von Riechsalz, zu Ende verarzten. Dummerweise war der Schnitt jedoch tiefer als gedacht, so dass nach kurzer Zeit Blut durch das Pflaster tropfte. Bill, der hinter mir stand, bemerkte es und meinte ich sollte kurz mit ihm zum Wagen, damit er es sich genauer anschauen könnte. Richard, unser englischer Pflücknachbar, warf ein, dass er mir zwei Dollar gibt, wenn ich jetzt kurz aufhöre und den Finger verarzten lasse.
Doch ich war, warum auch immer, nicht von den Trauben abzubringen. Erst als dann Vic vorbei kam und mir anbot solange für mich weiter zu pflücken, lies ich von den Reben ab. Am Auto angekommen bemerkte ich wieder das ganze Blut. Ich versuchte mich abzulenken, starrte Löcher in die Luft und knubbelte an der Gummiverkleidung des Kofferraums herum. Nachdem Bill mich zum x-ten Mal fragte ob auch wirklich alles okay sei, konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren als: BLUT, ÜBERALL IST BLUT! Mit einer ziemlich bleichen Nasenspitze ging es zurück in die Reben, wo ich Vic dankend wieder ablöste und neben meiner rot gefärbten Hose, nun auch langsam wieder Farbe annahm. Nachdem die Tagesernte eingeholt war, kümmerte sich Bill nochmals um die Wunde. Er fixierte die Fingerkuppe mit zahlreichen Klebe-Strips auf der Schnittstelle, erkundigte sich nach meiner letzten Tetanusimpfung und gab mir Anweisungen, die Wunde täglich zu kontrollieren. Trotz des kleinen Zwischenfalls, waren wir auch an diesem Tag wieder einige Körbe im Voraus. Das änderte sich auch bis zum neuten und letzten Erntetag nicht. Wir müssen gestehen, wir gingen echt auf dem Zahnfleisch, beziehungsweise besser gesagt auf der schmerzenden Fingerkuppe und den Knien. Jan gab mir an den letzten zwei Tagen, mit den filmreifen Worten „Lass mich zurück und pflück so schnell du kannst, ich kümmer mich um den Rest!“, grünes Licht, alles mitzunehmen was mir zwischen die Schere kam.
So erreichte ich am Abschlusstag, meinen persönlichen Highscore von 80 Körben in vier Stunden. Wir waren fix und alle! Die ganzen Mühen haben sich aber in vielerlei Hinsicht ausbezahlt. Wir durften bereits nach dem dritten Erntetag auch ohne Hostel wieder kommen und nach der Ernte noch bleiben, um einen Blick in die Weinherstellung zu werfen. Jan konnte sich im schweißtreibenden umrühren des riesigen Weintanks üben und anschließend durften wir uns noch etwas dazuverdienen, indem wir die benutzten Erntekörbe durch die hauseigene Waschanlage schickten und sie anschließend zum trocknen aufeinander stapelten. Zuvor hatten wir jedoch noch die Ehre, am Mittagstisch Platz nehmen zu dürfen und es uns bei Wein, Salat und selbst gemachter Lasagne gut gehen zu lassen. Am nächsten Tag durften wir helfen die Weintrauben in die Presse zu entladen und abermals die Waschanlage zu füttern. Nach dem wir am Vortag innerhalb kürzester Zeit patschnass waren, gingen wir diesmal etwas besser vorbereitet, in Flipflops und kurzen Hosen, ans Werk. Während der gesamten Erntetage bekamen wir immer mal wieder eine Reihe für uns alleine, so dass wir uns in aller "Ruhe" durcharbeiten konnten. Bill gesellte sich hin und wieder zu uns und pflückte ein paar Körbe mit. Um weitere Amputationen zu vermeiden, verzichtete er jedoch darauf mir explizite Fragen zu stellen und erzählte uns stattdessen etwas über sich. So erfuhren wir zum Beispiel, dass er eigentlich Arzt war und aufgrund der Liebe zum Wein, sein Hobby zur Leidenschaft wurde. Daher also der kompetente Umgang mit meiner losen Fingerkuppe...
Da hatte ich mir ja gerade zum richtigen Zeitpunkt in den Finger gesäbelt! Zudem hatte er ein zweites, großes Weingut in Margaret River, namens "Moss Wood", dass er mittlerweile aber verkauft hat und mit seiner Frau Sandra nun in Perth wohnt. Ab und an, wenn es hier etwas zu tun gibt, helfen die zwei für ein paar Wochen mit. Er hat lange Zeit in Burgund verbracht, was auch den Stil des Weingutes erklärt. Neben den interessanten Erzählungen, die uns etwas von der Geschichte Picardys näher brachte, hatte die Unterhaltung noch einen weiteren, netten Nebeneffekt. Da Bill meist schnell anderweitig wieder gebraucht wurde, machte er sich nicht die Mühe einen eigenen Korb zu holen, sondern warf seine gepflückten Trauben bei uns mit rein. Manchmal tat er uns aber etwas leid, da er durch unser Tempo teilweise mehr im Weg stand und einen ziemlich hilflosen Eindruck erweckte. Trotzallem ließ sich er sich nicht aus der Ruhe bringen und pflückte gemächlich seine fünf Träubchen, während wir wild um ihn herumschnipselten und einen Korb nach dem anderen befüllten. Jeden Tag gab es eine zehnminütige Pause, in der wir uns an bereitgestelltem Wasser und lecker-saftigen Äpfeln bedienen konnten, um neue Energie zu tanken.
Während der Unterbrechung wurden derweil die vollen Körbe eingesammelt, entleert und wieder ausgelegt. Nach der Pause, als wir gerade mal wieder eine Reihe für uns alleine bearbeiteten, kam Dan zu uns und fragte ob wir Interesse an einem Vollzeitjob für sechs bis acht Wochen hätten. Anfang Juni beginnt das sogenannte „Pruning“, das Zurückschneiden der Reben und dort bräuchten sie noch zwei helfende Hände. Wir freuten uns sehr über das Angebot, baten aber um Bedenkzeit, da wir uns zum einen unschlüssig waren, ob wir überhaupt so lange in der Region bleiben und es zum anderen davon abhing, wie schnell beziehungsweise ob wir Arbeit finden würden, um den Zeitraum bis dahin zu überbrücken. Neben der morgendlichen Ernte bei Dan, welche spätestens um halb eins zu Ende war, arbeiteten wir Nachmittags noch ein paar Stunden bei einem sehr netten, alten Farmer namens Andrew. Für uns war es ein schöner Ausgleich zu der selbst gewählten Hetzerei am morgen.Wir verdienten dabei zwar nicht ganz soviel, da wir nur pro Stunde bezahlt wurden, doch Andrew ist ein so herzlicher, netter Mensch dass wir ihm auch ohne Lohn geholfen hätten.Er schenkte uns immer Gemüse aus seinem Garten und besorgte uns weitere Arbeit auf befreundeten Weingütern, so dass wir ständig etwas zu tun hatten, selbst wenn es laut Hostel eigentlich gar keine Arbeit gab. Andrews Weingut war etwas anders, als das was wir bisher kannten.
Nicht nur dass die Weinherstellung mit sehr einfachen Hilfsmitteln erfolgte, er benutzte auch so gut wie keine Pestizide. Der Unterschied zu den Kommerziellen war deshalb gewaltig. Statt dicker, großer Traubenbündel bestand hier der Großteil aus verkümmerten, kleinen Träubchen, die schon eher Rosinen glichen wie allem anderen. Leider sind durch einen Pilz viele Trauben unbrauchbar geworden und Andrew tat uns richtig leid, da wir pro Reihe mit etwas Glück gerade mal drei Eimer herausbekamen. Die Trauben sahen echt erbärmlich aus, so dass wir uns nicht vorstellen konnten, dass daraus noch einen guter Wein werden sollte. Andrew meinte dazu nur, dass das sei wie mit den Frauen: "Not the most beautiful women make the best love!". Wir bekamen eine Flasche zum probieren und mussten seiner Theorie Recht geben. Durch den minimalen Einsatz von Pestiziden kreuchte und fleuchte zudem allerhand in, über und unter den Trauben. Neben den riesigen, unscheinbaren Ameisennestern am Boden, die einem innerhalb weniger Sekunden zu einem ungewollt lustigen Stepptanz zwangen, gab es auch zahlreiche Wespennester, dessen Besitzer gerne zum Luftangriff übergingen. Ein wahres Mienenfeld also. So hies es stets Vorsicht walten lassen und zu prüfen wo man hinfässt beziehungsweise -läuft. Vorallem als wir bemerkten, dass es hier auch zahlreiche der giftigen Rotrücken-Spinnen, kurz "Redback" genannt, gab. Ihr Biss verursacht höllische Schmerzen, Krämpfe, und Lähmungserscheinungen.
Wenn dass Atemzentrum betroffen ist, kann es im schlimmsten Fall auch zum Tode führen. Giftig ist allerdings, wie auch bei uns ;) , nur das weibliche Exemplar. Die Spinnen waren aber sehr scheu und alles andere als aggressiv. Sobald sie einem bemerkten, ergriffen sie die Flucht. Darauf ankommen lassen wollten wir es aber nicht und so pflückten wir nach Andrews Anweisungen, mit großzügigem Abstand um die Gefahrenquellen herum. Andrew besaß neben dem Weingut auch noch das "Shamrock Cafe" in Pemberton, welches er alleine mit seiner Frau managte. Jeden Nachmittag um halb fünf war deshalb Feierabend für uns, da er sich auf ins Restaurant machen musste, um sich hinter den Herd zu stellen. Wärend seine Frau servierte, bekochte er die Gäste. Er erzählte uns, dass es sich eigentlich nicht mehr wirklich lohnen würde, da es nur noch wenige Touristen nach Pemberton verschlägt und deshalb steht das Restaurant auch bereits seit über sieben Jahren zum Verkauf. Wie so ziemlich alles in Pemberton, doch da die Jungen die Stadt verlassen, lässt sich nur schwer jemand von Außerhalb finden, der sein Geld in diese trostlose Stadt investieren möchte. Zumindest wir trugen unseren Teil bei und investierten hier immerhin unsere Freizeit in Arbeit, wo immer es ging. An einem Vormittag waren wir bei Bill bereits um zehn Uhr fertig und so verschaffte uns Dan noch etwas zusätzliche Arbeit, indem er uns an das Nachbarweingut vermittelte, dass noch ein paar zusätzlicher Helfer benötigte. „Old Eastbrook“ hatte dieses Jahr keine Chemie benutzt, weshalb eine Parasitenlarve einen Großteil des Traubenbestandes zerstört hatte. Unsere Aufgabe war es nun, die Überlebenden zu retten. Verständlicher Weise wurde nach Stunde bezahlt und es herrschte absolut keine Eile, denn es galt darauf zu achten, nur die wirklich Guten zu ernten.
Gemütlich durften wir uns durch die Reihen arbeiten und die ein oder andere, zuckersüße Traube verkosten. Am Schluss waren es zwar nur knapp drei Stunden Arbeit, doch die Dankbarkeit über unsere Mithilfe ging weit darüber hinaus. Nachdem der letzte Bin gefüllt war, wurde uns gesagt, dass wir zum Haus hochfahren sollen, dort gäbe es ein BBQ für alle. Auf der Veranda angekommen, hatte der Besitzer des Weingutes bereits den Grill angeworfen und brutzelte Unmengen von Würstchen, Röstzwiebeln und Toast. Dazu gab es allerlei Soßen, Dips und Butter zum bestreichen. Aus einem riesigen Kühlschrank, der bis oben hin mit Bier sowie einem ganzen Sortiment an Softdrinks befüllt war, durfte man sich nach Herzenslust bedienen. So saßen wir alle bei einem eisgekühlten Drink, in gemütlicher Runde zusammen. Es war einfach herrlich und wir bedankten uns bei allen Beteiligten für die herzliche Aufnahme. Das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Dan sich um Arbeit für uns bemühte. Am vorerst letzten Erntetag, fragte er ob wir Interesse hätten Äpfel zu pflücken. Wir teilten ihm mein Rückenproblem mit und dass Contract Picking deshalb leider nicht in Frage für uns kam. Doch er winkte ab und erzählte uns, dass seine Freunde eine Apfelplantage besitzen, in der sehr auf Qualität geachtet wird und sie deswegen einige der Wenigen sind, die nicht „per contract“, sondern per Stunde bezahlen würden. Er bot an, am nächsten Tag mit uns hinzufahren und uns vorzustellen. Gesagt, getan - Dan stellte uns vor. „They are really good workers..", empfahl er uns wärmstens und Rob, der Farmer, fragte nach unseren bisherigen Erfahrungen. Er musterte uns kurz und meinte: „Maybe I‘ll put you both on the Squirrels“. - Eichhörnchen??? Die Fragezeichen über unseren Köpfen ließen ihn erklären, dass es sich dabei um Erntemaschinen handelt, mit welchen man in die oberen Bereiche der Bäume gelangt. Er notierte unsere Nummer und versprach sich zu melden, wenn die Äpfel soweit wären. Während Dan mit uns zurück zum Weingut fuhr, lobte er Rob und seine Frau Cheryl für das was sie dort auf die Beine gestellt haben.
Er sagte, dass sie wirklich sehr liebenswerte, aber hart arbeitende Menschen seien und versprach uns, wenn wir weiterhin so gewissenhaft arbeiten würden wie bisher, werden wir mit Sicherheit eine gute Zeit dort verbringen. Wir bedanken uns für seine Hilfe und sagten zu, ihm in zwei Wochen bei der letzten Ernte für dieses Jahr zu helfen. Am nächsten Tag hatten wir wieder eine Verabredung mit Andrew. Er wollte ein Rebstück abernten, dass er bei einem Freund nahe Manjimup besaß. Wir trafen uns vor den Toren der Stadt, wo er uns abholte und wir ihm mit Bruce folgen sollten. Das war allerdings leichter gesagt als getan, denn zu unserer Verwunderung besaß er einen wahren Bleifuß und wir hatten Mühe überhaupt hinterher zu kommen.Ungeachtet aller Vorfahrtsschilder brauste er über die Kreuzungen und sorgte dafür, dass wir aufgrund der hohen Geschwindigkeit, filmreif, mit aufheulendem Motor, über eine Kuppe hinweg flogen. Wir befürchteten, dass Bruce den Aufprall nicht überleben würde, als wir unter lautem Geschepper wieder aufkamen und es uns in den Sitzen umherwarf. Knapp eine halbe Stunde dauerte die Verfolgungsjagd über holperige Straßen und quer durch den Wald. An deren Ende gelangten wir auf eine Lichtung, in dessen Mitte sich ein Weingut mit einem kleinen See befand. Es war unsere letzte Zusammenarbeit mit Andrew, welche durch diese actionreiche Fahrt, uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Danach wären wir arbeitslos gewesen, doch der liebe Zufall sorgte dafür dass es anders kam. Oder aber es lag an dem Frosch den ich zum Abschied küsste...
Kommentar schreiben