Der Letzte macht das Licht aus...

Am Nachmittag erreichten wir Prevelly, eine Stadt im Landkreis Margaret River. Ende November 2011 wütete dort ein Buschfeuer das neben 3400 Hektar Wald auch über 40 Häuser zerstörte. Das eigentlich unglückliche daran ist, dass es sich dabei um ein gelegtes Feuer zur Waldbrandverhinderung handelte das außer Kontrolle geriet. Wir fuhren durch die trostlose, verbrannte Landschaft dem Meer entgegen. Der Boden war mit zentimeterdicker Asche bedeckt, aus der die schwarzen Skelette von Bäumen und Sträucher in den Himmel ragten. Es sah schockierend, aber vor allem sehr unwirklich aus. Für den australischen Wald bedeutet das aber nicht etwa das Ende, sondern er befindet sich so zu sagen im Dornröschenschlaf und nutzt die Asche als Dünger für die nächste Generation. Es braucht zwar seine Zeit bis er sich wieder vollständig regeneriert haben wird, doch auch hier konnten wir bereits erste Lebenszeichen erkennen, die sich in Form kleiner, grüner Triebe durch die Ascheschicht schoben.

Wir beschlossen am Prevelly Beach eine Runde im Meer schwimmen zu gehen, bevor wir uns unter den kostenlosen Duschen frisch machten. Trotz der düsteren Atmosphäre war der Strand überfüllt mit Besuchern. Er bestand aus grobkörnigen Muschelresten und fiel ziemlich steil ab. Die umliegenden Dünen waren mit zahlreichen, neu gesetzten Pflänzchen bestückt, die durch Plastikfolien vor Wind und Wetter geschützt wurden. Die Brandung war gewaltig und die Wellen gigantisch! Das Wasser hatte eine dunkelgrünliche Farbe und wirkte bedrohlich tief. Da sich aber noch viele andere, potentielle "Beute" im Wasser tummelten, fühlte ich mich recht sicher und kämpfte mich an Jans Hand durch die Brandung. Kurz darauf war auch schon der Boden unter den Füßen weg und wir paddelten gegen den Sog um nicht gleich wieder an Land gespült zu werden.

Draußen angekommen, schwammen wir etwas umher und ich versuchte nicht in Panik zu geraten, als mich wiederholt Seegras oder ähnliches am Bein streifte. Die ankommenden Wellen über welche wir hinweg schwammen, hoben uns zuerst in die Höhe, um uns anschließend in ein tiefes Tal von meterhohen Wasserwänden zu befördern, die den Anschein machten, als würden sie einem gleich verschlingen wollen. Statt dessen ging es in Sekundenschnelle wieder in die Höhe und man konnte für kurze Zeit den retteten Horizont sehen. Rasant ging es wieder nach unten und es kribbelte im Bauch wie bei einer Achterbahnfahrt. Nach einer halben Stunde im Meereskarussel waren wir sichtlich geschafft und ließen uns mit der nächsten Welle zurück an den Strand werfen. Nach diesem Badeabenteuer konnten wir uns im entferntesten vorstellen, wie sich ein Schiffbrüchiger auf offenem Meer fühlen musste. Wir gingen duschen und tobten uns anschließend fotografisch an der Landschaft aus. Es war bereits dunkel als wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz begaben. Zuerst fuhren wir die Straßen nahe des Strandes ab, aber große „No Camping“ Schilder ließen uns weiter nach Margaret River fahren. Wir tuckerten über abgelegene Feldwege und befanden schließlich den Grünstreifen neben einem zum Verkauf stehenden Haus, als geeignete Stelle. Da wir kein Aufsehen erregen wollten, blieb der Gaskocher aus und eine Packung Chips musste als Abendessen herhalten. Zusammen mit den Kängurus, welche um unseren Van grasten, machten wir uns frühzeitig wieder aus dem Staub. Am Ortseingang von Margaret River verwies ein Schild auf einen heute stattfindenden Farmermarkt und wir beschlossen diesem, nach einem gemütlichen Frühstück im Park, einen Besuch abzustatten.

Viele kleine Stände reihten sich aneinander und boten einem allerhand Auswahl an frischen Lebensmitteln. Neben Obst und Gemüse gab es knuspriges!! Brot, Käse, gegrillten Mais, Smoothies, Eis, Limonade, Kuchen und viele andere verführerisch angepriesene Lebensmittel. Alles war selbst gemacht und fast jeder Stand hatte kleine Häppchen zum probieren ausgelegt. An einem fand eine herrliche vegane Pizza reißenden Absatz und die leckeren Energiekugeln gingen weg wie warme Semmeln. Gerne hätten auch wir hier und da etwas gekauft, wie beispielsweise das himmlisch aussehende Yoghurt mit frischen Früchten und etwas Müsli obendrauf oder das knusprige Baquette, doch die Preise waren der touristenüberfüllten Stadt angepasst und so war vieles einfach extrem überteuert. Alles war selbst gemacht und fast jeder Stand hatte kleine Häppchen zum probieren ausgelegt.

An einem fand eine herrliche vegane Pizza reißenden Absatz und die leckeren Energiekugeln gingen weg wie warme Semmeln. Gerne hätten auch wir hier und da etwas gekauft, wie beispielsweise das himmlisch aussehende Yoghurt mit frischen Früchten und etwas Müsli obendrauf oder das knusprige Baquette, doch die Preise waren der touristenüberfüllten Stadt angepasst und so war vieles einfach extrem überteuert. Allein das Baquette hätte uns sieben Dollar gekostet und es war gerade mal halb so groß wie wir es von zuhause kennen. Das sahen wir nicht ein. Zudem wollten wir unser Geld zusammen halten und so blieb uns nichts anderes übrig, als die kaufenden Leute zu beneiden, für die Geld scheinbar keine Rolle spielte. Wir grasten alle Stände ab, um hier und da zumindest ein paar Gratishäppchen zu erhaschen. Ein Fruchteis am Stiel, das von einer Mutter mit ihren zwei Töchtern aus einer kleinen Kühlbox heraus verkauft wurde, hat uns beim Verkosten dann aber so überzeugt, dass wir uns eines für drei Dollar geteilt haben. Mango, Passionsfrucht, Ananas - Mmmh, das war vielleicht lecker erfrischend! Danach hat mich noch eine riesige Schokoladenmeringue überredet sie zu kaufen und augenblicklich zu verschlingen - Mjam!! Bevor noch weitere Leckereien nach uns rufen konnten, verließen wir den Markt wieder und machten einen Stadtbummel. Es gab Surfläden an jeder Ecke, Souvenirshops, Cafes und Restaurants mit allerlei poetisch verschönerten Gerichten. Die Preise waren, wie nicht anders zu erwarten unverschämt teuer und so begaben wir uns in die Touristeninformation, um uns nach kostengünstigen Erlebnissen umzuschauen. Wir fanden einige interessante Prospekte über verschiedene Lebensmittelfabriken der Region, die einem einen Einblick gewährten und kostenloses Probieren versprachen. 

Das hörte sich gut an und so machten wir uns auf den Weg. Um Fressanfälle in der Fabrik zu vermeiden, aßen wir zuvor noch in einem netten kleinen Park zu Mittag. Die Vögel zwitscherten und ein leise plätschernder Bach floss unter einer kleinen Steinbrücke hinweg, neben der eine große Weide die Idylle vollendete. Nicht ganz in das Bild passte allerdings die goldene Kuh in Titanic-Pose, welche auf einem langen Pfahl zwischen den Bäumen in die Höhe ragte. Ganz unbekannt war sie uns aber nicht, denn wir hatten bereits in der Touristeninformation einen Bildband durchgeblättert, in dem zahlreiche, bunt verzierte Kühe in Gummistiefeln, Smoking, Bauarbeitermontour & Co. posierten, worin besagte auch zu finden war. Die Kuhparade war hier über die ganze Region verteilt und wenn wir uns recht entsinnen, gibt bzw. gab es so etwas ähnliches, auch schon mal in Deutschland. Selbstverständlich konnte man auch hier die witzigen Kühe, in Form kleiner Porzellanfiguren zum sensationell reduzierten Preis von nur $260 erstehen. Wir entschieden uns für ein kostenloses Foto und machten uns auf den Weg in die nahegelegne Fudge Fabrik. Für alle die mit Fudge nichts anfangen können, es handelt sich dabei um weiches Karamellkonfekt, das unheimlich zwischen den Zähnen klebt. Wie sich herausstellte, ist das Wort Fabrik ein dehnbarer Begriff und es handelte sich, wie auch bei den darauffolgenden, eher um eine größere Küche mit anliegendem Verkaufsraum. An der Probiertheke konnte man sich aus knapp 20 Geschmacksrichtungen drei aussuchen und bekam daraufhin von einem Mitarbeiter ein hauchdünnes Scheibchen gereicht.

War ja schließlich Gourmet und daher ist wohl weniger mehr. Das hatte allerdings nichts daran geändert dass es uns nicht schmeckte und so fuhren wir weiter zu einer kleinen Farm die Müsli und Nüsse in allen möglichen und unmöglichen Zusammenstellungen verkaufte. Hier gab es einen großen Tisch mit vielen Schälchen aus denen man sich selbst bedienen konnte. Zwei Besucher futterten sich bereits eifrig durch das Sortiment, als wir uns dazu gesellten und es ihnen gleich taten. Da waren echt leckere Sachen dabei, aber die Kombination nach einer Schokoladen umhüllten Mandel, eine würzige im „smoked Style“ zu probieren, ist nicht zu empfehlen und ließ uns dementsprechend die Gesichter verziehen. Leider hatte sich an den Preise auch hier nicht viel geändert und so zogen wir ungekaufter Dinge weiter in Richtung Schokoladenfabrik. Darauf freute ich mich schon den ganzen Tag, denn ich hoffte auf ein paar neue Anregungen für meine Pralinenkreationen. Wir schauten uns zuerst durch eine überdimensionale Scheibe die Herstellungsküche an. Große Edelstahlbehälter wurden gerade mit riesigen Schokoladenblöcken befüllt. Mit Freude fiel uns auf, dass sie genau dieselbe Rohschokoladenmarke verwendeten wie ich und so fieberten wir schon regelrecht auf die anschließende Verkostung hin. Eine Dame kam vorbei und bot uns auf einem silbernen Tablett ein Stückchen Schokolade an. Es erinnerte etwas an Schokocrossies und schmeckte, nun ja, zu unserer Enttäuschung sehr fade. Wir schoben es darauf, dass diese wohl schon länger offen lagen und machten uns auf zu den gerade frisch aufgefüllten Riesenschüsseln mit den unverarbeiteten Schokoladenplättchen. Es gab Weiße, Dunkle und Milchschokolade und die Schlange von Verkostern war lang.

Als wir uns anstellten fragten wir uns noch, was die da vorne so lange machten, doch als wir an der Reihe waren, wussten wir den Grund. Ein Schild schrieb vor, die Schokodrops mit dem bereitgelegten Löffel aus der Schüssel zu entnehmen. Dieser war allerdings die Miniaturausgabe eines Teelöffels und so dauerte es seine Zeit, bis man sich die Hand bis oben hin voll geschöpft hatte. Kleiner Löffel hin oder her, auch wir ließen uns nicht austricksen und schaufelten uns mit Vorfreude auf die erste „wie zuhause“-schmeckende Schokolade die Hand voll. Doch schon der erste Bissen sorgte für Enttäuschung. - Es schmeckte genau so fade wie der vorherige Schokocrossie! Wir rätselten über die Ursache. Es fehlte einfach der typisch intensive, schokoladige Geschmack. 

Also kaufte ich mir auch noch eine der exquisiten Pralinen, für stolze 3,00$!, in der Hoffnung es würde etwas ändern, doch auch diese brachte kein anderes Ergebnis hervor. Enttäuscht verließen wir die „Fabrik“ und gingen in die, auf demselben Grundstück gelegene Gourmetfoodabteilung. Dort gab es ein Restaurant und einen Shop mit einer großen, nach eigenen Angaben, hochwertigen Produktpalette. Es gab zig Marmeladen, Chutneys, Olivenöle und Brotaufstriche, allerhand eingelegte Dinge, sowie frischen Käse, geräucherten Fisch und Wein. Jan probierte sich durch das Sortiment, während ich noch immer mit offenem Mund vor einer Kühltheke stand und versuchte die Preisbildung eines 75gr schweren Camembert Stückchen für 15 Dollar zu verstehen. Wir schlossen unsere Expedition in die Gourmetwelt mit einem Spaziergang durch den hauseigenen Gemüsegarten ab und konnten es nicht lassen, uns ein Andenken für das heutige Abendessen mit zu nehmen. Unser Nachtlager lag im Leeuwin Naturaliste Nationalpark. Umgeben von Wildnis bereiteten wir unser „organisiertes“ Dinner zu. Wir entschieden uns für es ein leckeres, frisch zubereitetes Kürbis-Paprika Curry mit Reis. Dabei ließen wir den Tag nochmals Revue passieren und kamen zu der Feststellung, dass das Wort „Gourmet“ nicht zwangsläufig mit einem unbeschreiblichen Geschmackserlebnis verbunden ist, sondern oft dazu dient, eine Reihe mittelmäßiger Produkte in pompöser Aufmachung, zu überteuerten Preisen unter die Leute zu bringen.

Am nächsten Morgen nahmen wir uns die ersten zwei Höhlen aus dem Angebot mit der Dreierkombi vor. Die erste war die sog. „Lake Cave“. Sie war nicht sehr umfangreich und dementsprechend klein und flach viel auch auch der im Namen erwähnte „See“ aus. Die Besichtigung war nur mit einem Guide möglich und so war die Zeitspanne um Bilder zu schießen ziemlich begrenzt. Hinzu kam dass die 15-20 anderen Tourmitglieder genau dasselbe wollten und ständig irgendwer im Bild herumstand. Über eine steile, schmale Metalltreppe gelangte man ins Innere und ein Steg führte einem bis ans andere Ende, wo es galt sich hinzusetzen. Dann wurde eine Lightshow gestartet, bei der die verschiedenen Gesteinsformationen erhellt wurden und der Tourguide zum abertausendsten Mal, gelangweilt seinen gelernten Text dazu herunterleierte. 

Nach nicht einmal einer halben Stunde, befanden wir uns auch schon wieder draussen auf dem Besucherparkplatz und waren etwas enttäuscht von der so prunkvoll angepriesenen Höhle. Die „Mammot Cave“ war dann schon eher nach unserem Geschmack, denn man durfte sie auf eigene Faust erkunden und konnte sich soviel Zeit lassen wie man wollte. Die ältere Dame des Tickethäuschens hängte uns ein klobiges Gerät mit Nummerntasten und Kopfhörern um den Hals und erklärte uns die Funktionsweise des tragbaren Tourguides, dem man nach Belieben den Saft abdrehen konnte. An ausgeschilderten Stellen konnte man, nach der Eingabe einer bestimmten Zahl, die jeweiligen Fakten über einzelne Gebilde erfahren. Auch hier bewegte man sich über Metallstege, doch anders als die mickrige Lake Cave, war diese gigantisch groß und bestand aus meterhohen Hallen, in denen alle Sehenswürdigkeiten mit passenden Lichtspots in Szene gesetzt wurden. Außer uns war nur noch ein seltsamer Mann in der Höhle, der alles kommentierend im Eiltempo filmte und so schnell wie er auftauchte, auch schon wieder verschwand. Wir versuchten uns an allerhand Kameraeinstellung und knipsten uns langsam durch die Höhle. Bis plötzlich -KLACK!- das Licht ausging. Es folgte ein kurzer Augenblick der Stille, welche lediglich durch ein langsames, stetiges Tropfen unterbrochen wurde. Aus der Ferne hörte ich Jan rufen: „Schaaatz?“ Dank der Taschenlampenfunktion des iPhones fanden wir schließlich wieder zueinander und machten uns amüsiert auf den Weg zum Ausgang. Von weitem sahen wir das Licht einer Taschenlampe das eilig auf uns zu hastete. „Helllloooooo, is there anybody?“, rief eine quäkende Stimme. Es war die alte Dame des Tickethäuschens, die sich keuchend auf die Suche nach „Überlebenden“ machte. Die ganze Situation war einfach urkomisch und wir mussten uns beherrschen, uns nun keinen üblen Scherz, wie beispielsweise einmal kurz aufschreien und verschwinden, zu erlauben. Stattdessen gaben wir brav Antwort und erlösten die ältere Dame aus der Stresssituation. Sie entschuldigte sich mehrmals für die Unannehmlichkeiten und teilte uns mit, dass aufgrund eines Kurzschlusses in einer der Lampen, es für heute wohl kein Licht mehr geben würde. 

Selbstverständlich verstanden wir dass sie sich nicht selbst aufmachte die Wände hochzuklettern um die dortigen Lampen zu überprüfen, sondern dies lieber Fachmännern überließ. Die Vorstellung daran brachte uns aber erneut zum schmunzeln. Sie begleitete uns zum Ausgang und bot uns als Entschädigung einen freien Eintritt an. Nach dem jähen Ende unserer Höhlenexkursion, statteten wir Hamelin Bay einen vorzeitigen Besuch ab. Eigentlich hatten wir die Bucht erst morgen auf dem Programm, doch wir waren neugierig ob der Hinweis stimmte, den wir zuvor in einem Reiseblog gelesen hatten. Dieser besagte nämlich, dass dort Rochen sehr nahe an den Strand kommen um sich an den Fischresten der Angler bedienen. Und tatsächlich, kaum angekommen sahen wir auch schon den ersten an uns vorbei schwimmen. Wir schlenderten eine Runde am Strand entlang und genossen den Sonnenuntergang, der das Meer in dunkel schimmernde Orangetöne tauchte. Mit Vorfreude auf den nächsten Tag, fuhren wir zu einem nahegelegenen Campspot im Wald, schlugen das Pop-Top auf und machten es uns gemütlich. Nach dem Abendessen und einem kurzen Anruf zu Hause, ging es auch schon ins Bett. Nachts wehte ein ziemlich frischer Wind, so dass wir doch tatsächlich unsere Schlafsäcke schließen mussten. Bei unserer Ankunft am nächsten Morgen waren vorerst keine Rochen zu sehen und so liefen wir erst einmal einen kleinen Hügel hinauf, um von dort aus die Aussicht zu genießen. Anschließend erkundeten wir den mit Felsen durchzogenen, hinteren Teil des Strandes, welchen wir gestern ausgelassen hatten. Dort fanden wir einen wunderschönen, roten Seestern der mit der Brandung angeschwemmt wurde.

Wir brachten ihn zurück ins Meer und schlenderten noch eine Weile durch das kristallklare Wasser. Wenig später sahen wir die ersten dunkeln Schatten auf den Strand zu schwimmen. Was dann folgte ist kaum in Worte zu fassen. Es war ein unglaublich tolles Erlebnis. Die Rochen waren riesig, viel größer als der gestrige. Langsam schwammen sie auf einem zu, glitten über unsere Füße hinweg und strichen mit ihren Flossen an unseren Beinen entlang. Wir hätten nicht gedacht dass sie SO nahe kommen. Wenn man die Hand ausstreckte, schwammen sie sanft daran vorbei und man konnte ihnen über den Rücken streichen. Sie fühlten sich sehr glitschig an, nicht zu vergleichen mit einem Fisch, viel weicher. Trotz ihres Sanftmutes durfte man nicht vergessen, dass sie einen giftigen Stachel besaßen (Steve Irvine lässt Grüßen), den wir auch ständig im Auge behielten. Dieser wird jedoch nur zur Verteidigung eingesetzt, beziehungsweise wenn sie sich bedroht fühlen und dementsprechend begegneten wir ihnen selbstverständlich mit dem nötigen Respekt. Anders als drei Mädels, die wie die Wilden umher sprangen und sich förmlich auf die Rochen drauflegten. Die hatten auch mehr Glück als Verstand - Jan an diesem Tag allerdings auch! Er hatte nämlich eine Begegnung mit der giftigsten Schlange Australiens, dem sog. Taipan, welche nur wenige Zentimeter an seinen Füßen vorbei schlängelte. Und was macht er? Genau, schnappt sich die Kamera und spielt Paparazzi. Ich hatte mich gewundert was er dort oben bei den Felsvorsprüngen so lange machte, da er doch eigentlich nur schnell seine Flossen holen wollte.

Also rannte ich kurz hoch um ihm mitzuteilen dass gerade wieder ein paar Rochen auf den Strand zusteuerten. Ganz aufgeregt vor Freude, ja vor FREUDE, berichtete er mir von seinem Fund. Ich konnte seine Euphorie nicht ganz teilen und war froh, dass nun wieder einige Meter Abstand zwischen den beiden waren. Ich riskierte einen Blick: Sie schaute ziemlich fies. Jan hingegen meinte sie lächelte -???- zuviel Sonne abbekommen? Nicht ganz dicht? Wer weiss. Ich konnte ihn jedenfalls nicht davon abbringen noch etwas bei der „glücklichen“ Schlange zu verweilen und lief alleine wieder zurück zum Wasser. Zwischenzeitlich hatten sich noch zwei weitere Rochenarten hinzugesellt. Allesamt patroullierten sie nun mit langsamen Flossenbewegungen durch die Bucht. Wenn man sie so beobachtete, hatte man das Gefühl sie würden durch das Wasser fliegen. 

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