Nachdem wir uns endlich von den Rochen losreissen konnten, stand die Besichtigung der letzten Höhle an. Die Jewel Cave war mit Abstand die schönste und hatte von allem etwas zu bieten: Große Hallen, enge Passagen und zahlreiche Gesteinsformationen in allen erdenklichen Formen. Von winzigen „Strohhalmen“ die zu Tausenden von der Decke ragten, bis hin zu einem überdimensionalen „Brokkoli“ -Wald war alles dabei. Ja ich weiss, das klingt sehr amüsant und wir müssen gestehen dass wir uns die Fachbegriffe der einzelnen Tropfsteingebilde auch nicht wirklich gemerkt haben. Wir waren eher damit beschäftigt, im Eiltempo durch die Höhle zu stolpern und im Vorbeilaufen noch schnell das ein oder andere, halbwegs gute Foto zu schießen. Unser Tourguide, eine nette Dame mittleren Alters, erzählte uns allerhand Infos über die Höhle, während sie hier und da mit ihrer Taschenlampe auf sehenswerte Dinge leuchtete und uns durch die einzelnen Abschnitte führte. Allerdings kam es uns so vor als hätte jemand die Vorspultaste gedrückt, denn sie tat das in einer wahnsinns Geschwindigkeit.
Das einzige was fehlte war die verrückte Heliumstimme. Nach einer abgedrehten Stunde befanden wir uns auch schon wieder im souvenierüberfüllten Besucherfoyer. Die Höhle an sich war echt klasse, doch nach diesem Erlebnis schworen wir uns: KEINE geführten Touren mehr!!! Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Augusta. Dort angekommen gab es nicht sonderlich viel zu sehen und so fuhren gleich weiter zum Kap Leeuwin, dem südwestlichsten Punkt Australiens, an dem der indische Ozean auf das Südpolarmeer trifft. Dort schauten wir uns den Leuchtturm an. Allerdings nur als Zaungäste, da der Eintritt $17 kosten sollte. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, denn dort bließ ein unglaublich starker Wind, so dass man sich förmlich in die Luft reinlegen konnte, ohne umzufallen. Beim Einsteigen in den Van, war dann allerdings Schluss mit lustig. Es wehte mir nämlich die Beifahrertür mit so einer Wucht aus der Hand, dass ich schon befürchtete sie würde abreissen. Sie blieb zum Glück dran, jedoch war sie nun extrem verzogen und nur mit Mühe wieder zu schließen. Armer Bruce! Alle Versuche es wieder richten scheiterten und so muss ich mich seither regelrecht gegen die Türe werfen, um aus dem Auto zu kommen. Wir schauten uns noch einen alten, teilweise versteinerten Wasserlauf an und nach einer windigen Dusche auf der Herrentoilette (die bei den Damen war ein einziges, kleines Rinnsal), besprachen wir beim Mittagessen unsere weitere Route.
Nach einem Monat „on the Road“ war es nun langsam an der Zeit, unsere Farmarbeit für das zweite Visum abzuleisten und nebenbei die Reisekasse wieder aufzufüllen. Deshalb fassten wir den Entschluss, durch Nannup über Bridgetown nach Manjimup zu fahren. Der Landkreis Manjimup ist für seine vielen Farmen bekannt und daher rechneten wir uns dort gute Chancen auf einen Arbeitsplatz aus. An diesem Tag fuhren wir noch bis zu einem kleinen, kostenlosen Rastplatz, circa dreißig Kilometer vor Bridgetown. Dort machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit den sogenannten Marchflies. Getarnt als mutierte Riesenfliege mit überdimensionalem Stachelrüssel, machen sie sich auf die Suche nach frischem Blut. Haben sie dich erst einmal gefunden, lassen sie so schnell mehr locker. Man kann noch so verrückt mit den Armen herum fuchteln, einen Stepptanz aufführen und/ oder fluchend davon rennen - Es gibt kein Entkommen! Sie verfolgen einem regelrecht und haben schneller wieder angesetzt als man gucken kann. Ihre Stiche sind schmerzhaft und jucken wie irre. In lange Kleidung vermummt und mit FlipFlops bewaffnet, zogen wir in den Kampf und siegten mit dem Einbruch der Dämmerung. Die Letzte die wir erledigten, war dreimal so groß wie der Rest und wir scherzten darüber dass es sich dabei wohl um den Endgegner gehandelt haben musste. Am folgenden Morgen war Bruce der Meinung, dass er nun lange genug brav war. Zuerst hatte er beim Fahren angefangen zu ruckeln, dann wurde er trotz Gas geben plötzlich immer langsamer und ging schließlich komplett aus - drei Kilometer vor Manjimup. Stoßgebete in den Himmel ließen ihn nach fünf Minuten wieder anspringen. Also beschlossen wir (mal wieder) eine Werkstatt aufzusuchen. Dort angekommen waren selbstverständlich, wie sollte es auch anders sein, keine Auffälligkeiten mehr zu finden. Auch eine Testfahrt und mehrmalige Startversuche, ließen das Problem nicht nochmals herbei führen. Bruce wurde den Tag über dabehalten, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Ergebnis: Es wurden zwei poröse Teile am Verteiler gefunden. Hmm seltsam, hatten wir das nicht erst in Fremantle richten lassen?
Da vermutet wurde (Ene Mene Mu..), dass eventuell die Benzinpumpe das Hautproblem sein könnte, wurde Bruce ein Benzinfilter eingesetzt, damit wir das nächste Mal wenn er Macken macht, selbst überprüfen können, ob diese richtig funktioniert. In der Rechnung schlug sich das wie folgt nieder: Die Ersatzteile haben uns zusammen nicht einmal $30 gekostet, aber der Stundenlohn belief sich auf $150 - Boiiing!!! Sie waren jedoch so gütig und gaben uns ganze $60 Discount darauf. Naja, um etwas positives darin zu sehen - auf dem Tresen der Werkstatt stand ein ganzer Karton voll mit Avocados. Sie boten uns an den kompletten Karton kostenlos mitzunehmen. Wenn man bedenkt, dass hier eine Avocado momentan im Sonderangebot NUR $2 kostet hat sich der Werkstattbesuch zumindest essenstechnisch gelohnt.
Des weiteren haben wir dadurch auch Tamara kennengelernt. Ihr gehört der Waschsalon, in dem wir unsere Wartezeit auf Bruce durch Wäschewaschen verkürzt haben. Sie hat uns Kaffee gemacht und uns angeboten, da wir noch in die Bücherei wollten, die Wäsche solange bei sich zu lagern bis wir wieder kommen. Als wir dann am Abend die Wäsche abholen wollten, ließ sie sich nicht davon abbringen uns zur Werkstatt zurück zu fahren. So fanden wir uns in einem riesigen Lieferwagen, voll mit frischer Leinenwäsche wieder. Da dieser nur zwei Sitze hatte, durfte ich es mir im Laderaum auf einem der riesigen Wäschesäcke gemütlich machen. Es war eine lustige Fahrt! Sie gab uns noch einige Tipps wo man Arbeit finden könnte und bedauerte es, dass wir weiter fahren würden, da sie uns doch so mag. Sie verabschiedete sich mit einer Umarmung, einem Schmatzer auf meine Backe und den Worten: „Have a lovely Trip, hope I'll see you again honeys!“ - Wie herzig ist das denn bitte!? Am nächsten Tag haben wir uns eine Ortschaft weiter auf Arbeitssuche begeben. Tamara sagte uns, dass es dort ein Hostel geben soll, das einem Arbeit vermitteln kann. Und so war es dann auch. Bereits nach wenigen Minuten hatten wir ein Jobangebot. Der Eigentümer des Hostels hieß Troy. Ein Typ den wir beide von Anfang an unsympathisch fanden. Er sagte uns dass er nächste Woche Arbeit auf einem Weingut für uns hätte, ABER wir müssten dafür im Hostel übernachten versteht sich. Mit $19 pro Nacht im "Cottage" noch ganz passabel für den Anfang...
Es ginge zwar auch günstiger, aber Erfahrungsberichte im Internet sowie Troy selbst, rieten uns von den Mehrbettzimmern ab. Wir entschlossen erst einmal zuzusagen, denn so hatten wir zumindest mal den Fuß in der Türe, falls unsere weitere Suche nichts ergeben sollte. Wie sich herausstellte haben wir wohl zufällig die einzig und allein mögliche Anlaufstelle für Jobs hier in der Umgebung gefunden. In einem Cafe haben wir eine Deutsche getroffen, die gezwungenermaßen in diesem arbeiten muss. Sie meinte dass es extrem schwierig sei ohne das Hostel einen Farmjob zu bekommen, da Troy ein Abkommen mit allen Farmen im Umkreis hat, das besagt keine Arbeiter außerhalb des Hostels anzunehmen. Wir unterhielten uns auch mit einer Farmerin, die wir zufällig trafen als wir uns an ihrem kleinen Selbstbedienungsladen Gemüse kauften. Sie erzählte uns dass Troy hier die Farmer sehr unter Druck setzt. Wenn er herausfindet, dass jemand Backpacker aufnimmt, bekommt dieser enormen Ärger und wird in Zukunft auch keine Arbeiter mehr gestellt bekommen. Da die meisten Farmen weiter außerhalb liegen, wo sich kaum ein Arbeitssuchender hinverirrt, traut sich niemand dies zu tun, aus Angst keine Arbeiter mehr zu erhalten. Erst vor kurzem war wohl ein Vorfall, als ein Farmer zwei Franzosen bei sich aufgenommen hatte. Es gab riesen Trouble und alle haben nun größten Respekt davor, dies in Zukunft nochmals zu tun. Das klingt ja schon fast nach MAFIA - Fehlt nur noch Betonmischer und Geigenkasten!
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